Sonntag, 7. Februar 2010

Only the good die young - In memoriam: Mario Lehner


Es gibt Menschen, die kennt man ein ganzes Leben - und trotzdem hinterlassen sie keine Spuren. Und dann gibt es Menschen, die unseren Weg nur für kurze Zeit mit uns gehen. Sie kommen schnell in unser Leben, und sie sind ebenso schnell wieder verschwunden. Aber sie hinterlassen trotzdem tiefe Spuren in unserer Seele. Der Münchner Soulsänger Mario Lehner war für mich so ein Mensch, den man einfach nicht vergisst. Er starb am vergangenen Mittwoch im Alter von 59 Jahren völlig unerwartet an plötzlichem Herztod in München.

Der Frontman der legendären Münchner Funksoul-Band Zauberberg (Konstantin Wecker war Gründungsmitglied) galt nicht nur als die schwärzeste Stimme Deutschlands. Spätestens dann, wenn der deutsche Joe Cocker gegen Ende eines Auftritts mit seiner rauchigen Bluesstimme die Herzensbrecher-Hymne Lady, put the light out (im Original von Joe Cocker) anstimmte, erlagen die Frauen im Publikum (inkl. missangie) reihenweise seinem unglaublichen Charme und Sex Appeal. Dabei war er kein reiner bad boy, sondern vor allem ein echter Romantiker. Was immer sein inneres Feuer nun zum Erlöschen brachte, wir werden es schmerzlich vermissen. Mario, thank you for the music! Du hast uns allen gezeigt, was echter Rock'n'Roll ist. Ich bin mir sicher, der Rock Royalty Club dort oben hat einen Ehrenplatz für dich reserviert.

Friends are Forever!


Mehr von Mario & der ältesten Boy Group Münchens ZAUBERBERG


Donnerstag, 21. Januar 2010

Is it still rock'n'roll 2 me?

Der Schuh des Jimmy Choo. Oder: Warum Modetrends wie Nieten & Co. nicht immer die wahren Freunde von echten Rockfans (und Groupies) sind.

I.
Ende 2009 gab es ein magisches Datum: den 14. November. In sechs deutschen Großstädten standen junge Frauen in Trauben schon um Mitternacht vor den H&M-Stores – und kreischten. Und zwar wegen Rock Chic. Von Jimmy Choo. Als Frau über 40 weiß man zwar: Zum Rock n’Roll gehören kreischende Mädchen. Seit es ihn gibt. Das war schon bei Elvis so und auch bei den Godfathers of Rock, den legendären Rolling Stones. Bei den Beatles fielen die Girls sogar reihenweise in Unmacht und heute brüllen sie gerne einen gewissen Robbie Williams oder die Jungs von Tokio Hotel zu. Aber schrille Mädchenschreie und Massenhysterie bei H&M? Haben die eine neue Boy Band namens Jimmy Choo gecastet?


Video: Jimmy Choo bei H&M in Frankfurt

Nein? Was bitte haben denn dann schwedische Textilhändler mit Rock'n’Roll zu tun? Antwort: Nichts! Rein gar nichts. Bei H&M ging es nicht um coole Jungs mit Gitarren, Mikros und Drumsticks, sondern um Schuhe. Genauer gesagt, um Designer-Mörder-Hufe zum Dumping-Preis. Um den Schuh des Jimmy Choo. Im Rock Chic-Style natürlich, denn das ist das Fashion-Hot Topic der Saison. So weit, so gut.

Aber warum saß ich als 40-Something-Frau eigentlich an jenem 14. November, einem Samstag, schon um 10 Uhr morgens vor meinem MAC und versuchte, Nieten bestückte High Heels mit 12 cm-Plastik-Absatz bei einem schwedischen Online-Shop zu bestellen? Meine derzeitige Lieblingskolumnistin (und ehemalige Schuhverkäuferin) Julia Karnick hat für solche geistigen Ausfälle eine einfache Theorie: Wir Normalo-Frauen kaufen Schuhe, die wir gerade mal zwei Minuten in der eigenen Wohnung tragen können, weil uns der Besitz dieser Killer-Heels wenigstens ein klein bisschen die Illusion vermittelt, wir könnten tatsächlich eine von diesen Frauen sein, die solche Schuhe tragen. In USA würde man das Magic Materialism nennen. Danke, Frau Karnick. Diese Erklärung hat mich wieder etwas beruhigt.

II.
Was mir aber trotzdem schwer zu denken gab, war die Tatsache, dass ich die Variante mit den Nieten (!!!) bestellt hatte. Ja, ich konnte die Schuhe tatsächlich online ordern, obwohl nach Aussage einschlägiger Fashionista-Quellen in weiten Teilen der Republik schon kurz vor 10 Uhr das Netz zusammengebrochen war. Irgend jemand muss da von ganz oben wohlwollend interveniert haben. Aber dazu später. Tatsache ist: NIETEN & ICH sind seit über zwei Jahrzehnten eigentlich nicht mehr kompatibel. Und der Grund für meine Aversion hat wirklich etwas mit Rock’n’Roll zu tun. Mit echtem Rock’ n Roll!

Es war Mitte der legendären und immer wieder gern revivalten Eighties. Ich war Anfang 20 und träumte davon, eines Tages eine große Modedesignerin zu werden, während ich tagsüber bei meiner Schneiderlehre in einem niederbayerischen Dorf mit heißen Dämpfbügelmonstern die Wiener Nähte von Betty Barclay-Blazern pressen musste. Mit 20 gibt es noch Wunder! Und tatsächlich: Eines Tages war das Glück zum Greifen nah. Ich hatte mich gerade total in den Drummer einer deutschen NDW-Popband (Neue Deutsche Welle – für die Jüngeren!) verknallt. Nena sang damals von den 99 Luftballons – und wurde ein weltweit ein Star. Auch für uns gab es scheinbar keine Grenzen. Alles schien machbar. Wir zogen wie Baby Schimmerlos an den Wochenenden mit Kir Royal durch die Münchner Nacht – und mein Ritter der Stäbe versprach mir das Blaue vom Himmel. Eine eigene Boutique, ein Modelabel mit meinem Namen? Alles kein Problem mit den Tantiemen, die Mr. Rock’n Roll mit seinem Getrommel verdienen würde. Sagte er. Männer sagen viel, wenn die Nacht lang ist (und sie nach dem Rock’n Roll dann noch dringend den Sex brauchen.) Aber von Männern verstand ich damals noch nicht so viel. Sonst hätte ich wahrscheinlich auch die entscheidenden Momente vor dem wichtigsten Auftritt im Leben meines Angebeteten wie die anderen Groupies Händchen haltend an seiner Seite verbracht. Es ging um eine große TV-Show mit vielen anderen Stars und anschließendem Promi-Dinner in einem Münchner In-Lokal. Ich wollte toll aussehen. Und meinem Namen als angehende Designerin alle Ehre machen. Das Corpus Delicti: Eine selbst entworfene, selbst genähte und über und über mit NIETEN bestückte Lederjacke. Lange Rede, kurzer Sinn: Händchen halten gegen Lampenfieber (ja, auch Kerle leiden manchmal!) war nicht drin. Ich schaffte es nicht mal rechtzeitig zur Show. Und auch nicht zum Dinner. Schuld waren, ja Ihr ahnt es: DIESE GOTTVERDAMMTEN NIETEN. Ich saß den ganzen Abend zuhause und hämmerte verzweifelt blöde Nieten in meine Jacke, während mein Lover zwischen Auftritt und Essen genervt mehrfach bei meiner damaligen Mitbewohnerin anrief und fragte, wo ich sei. Ich kam dann immerhin pünktlich zum Nachtisch. Ganz im damals angesagten Madonna-Style mit schwarzem Spitzenmieder, Tüllröckchen, spitzen Schnür-Stiefelettchen und eben jener berüchtigten Nietenlederjacke erschien ich Stunden zu spät bei diesem Event. Aber ich sah phänomenal aus. Rock Chic pur. Mehr Rock (bzw. stoned) als Chic war dann aber leider der Zustand meines Favoriten. Er hatte sich nämlich vor lauter Frust zwischen Hauptgang und Dessert gnadenlos betrunken. Von wegen Sex & Drugs & Rock’n’Roll. Den Rock’n’Roll hatte ich verpasst, die Drugs hatte mein Süßer alleine zu sich genommen – und an Sex war folglich nicht mehr zu denken. Der Rest der Nacht war – im wahrsten Sinne des Wortes – tote Hose. Sagte ich es nicht schon: NIETEN & Ich? Wir passen seither nicht mehr zusammen.

Der Ehrlichkeit halber muss ich aber zugeben, die Nieten waren nicht alleine schuld daran, dass aus uns beiden kein Traumpaar wurde. Und auch nicht am vorzeitigen Ende meiner großen Designerkarriere. Wie sich bald herausstellte, war ich nämlich nicht die einzige Frau, in die mein verrückter Drummer großzügig seine Tantiemen investieren wollte. Da gab es wohl noch das ein oder andere willige Groupie. Und eine Ehefrau mit älteren Rechten. Das hab ich aber erst später aus einem Teenie-Magazin erfahren! Shit happens! Na ja, auch solche Dinge gehören irgendwie zum Rock’n Roll. Egal. Ich hatte jedenfalls Blut geleckt - und bestrafte diesen Mistkerl mit einem Berufswechsel. Ich wurde nämlich nicht Designerin, sondern heuerte als Reporterin für Rock & Pop bei einem privaten Radiosender an. Das Tolle an diesem Job: Man durfte damals noch selbst entscheiden, welche Platten (ja, damals gab es noch „Schallplatten“) man auflegen wollte – und welche nicht. Eine bestimmte Band jedenfalls schaffte es bei mir nie ins Programm. Und auch nicht bei den Kollegen. Es gab nämlich gar keine Platten mehr von denen im Archiv. Ich habe sie alle zerstört! Genussvoll zerbrochen. Stück für Stück Vinyl in die Tonne gekippt. Wie heißt es so schön: Revenge is a dish best served cold. (Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert.)

III.
Ich musste dem Typen übrigens eh nicht lange nachweinen, denn dank meines neuen Jobs durfte ich bald noch mehr Rock’n Roll-Events erleben. Natürlich gab es die durchgefeierten Nächte in teueren Hotelzimmern und auch die Begegnungen mit unkonventionellen, verrückten, kreativen und völlig durchgeknallten Gestalten. Zu Nina Hagen durfte ich beispielsweise ins Bett. Nein, nicht das was Ihr denkt. Ich besuchte sie am frühen Nachmittag im Hilton. Sie hatte die Nacht mit ihrem jungen Lover verbracht und war einfach nur zu faul, schon aufzustehen. Sie fand, es sei eine tolle Idee, wenn ich mein Aufnahmegerät einfach neben sie aufs Bett stellen würde. Und dann fand sie, es sei toll, wenn ich mich auch dazu legen würde. Wir laberten dann stundenlang über Kosmisches Zeugs, Beschneidungen in Afrika und vieles mehr. Es wurde eine tolles Interview. Die Frau ist eben echter Rock’n'Roll. Bye the way: „Bett“-Interviews sind im Rock Biz schon lange normal. Paula Yates, die verstorbene britische Reporter-Legende und Ex-Frau von Bob Geldof hat sie mit Ihrer Sendung "In bed with Paula" in den 80ies erfunden. Und auch MTV-Guru Markus Kavka geht hin und wieder mit Robbie Williams in die Kiste - rein beruflich natürlich.

Einer meiner aufregendsten Rock'n Roll-Momente war übrigens das Interview mit Simon Le Bon, dem Frontman von Duran Duran (Für die jüngeren Leser: Eine Kultband der 80er. Die haben auch den James Bond-Song A View to a kill" gemacht.) Unser Interview fand zwar nicht (wie kurz zuvor eines von ihm mit Paula) im Bett statt. Aber er bestellte mich gleich in seine Suite und kam frisch geduscht direkt aus dem Badezimmer. Und zwar äußerst spärlich bekleidet mit einer feschen (und ziemlich knappen) Calvin Klein-Unterhose. In diesem Outfit stand er dann breitbeinig vor der edlen Chaiselongue, auf der ich saß, um mich zu begrüßen. Was soll ich sagen: Bei dem Anblick verschlug es mir zum ersten Mal in meiner Reporter-Karriere die Sprache. Aber Mr. Le Bon ist Brite ("Mein Name ist Bon, Simon Le Bon") und die sind ja als Gentlemen bekannt. Als er meine Verlegenheit bemerkte, fragte er, ob er lieber noch was anziehen soll. Wir haben uns dann auf eine Jeans geeinigt. Das Interview war aber gar nicht so übel.

IV.
Und eigentlich waren ja auch die Teile gar nicht so übel. Nein, nicht die von Mr. Duran Duran. Die von Jimmy Choo. H&M hat tatsächlich die Mausklick-Bestellung pünktlich geliefert – und da standen sie nun vor mir, diese Nietenmonster. Beim andächtigen Betrachten kam mir ein wichtiger Gedanke: Vielleicht muss ich mir gar keine Sorgen um meinen Geisteszustand machen. Vielleicht habe ich die Dinger intuitiv nur bestellt, weil es an der Zeit ist, mich endlich mit dem Nieten-Thema auszusöhnen? Und damit auch mit meiner Rock’n’Roll-Vergangenheit? Während ich diese Zeilen schreibe, beginne ich zu ahnen, wer mir solche Worte einflüstert. Es kann nur einer sein. Ich weiß, er sitzt jetzt dort oben im Himmel an einem großen Tisch zusammen mit all den anderen Rock’n’Roll-Göttern wie Elvis, Jimmy Hendrix, Freddie Mercury oder Michael Jackson. Ich spreche von meinem persönlichen Rock-Gott. Von Michael Hutchence, dem Frontman der australischen Band INXS. Er war einer, der den echten Rock’n'Roll gelebt hat; mit vollem Einsatz und mit allen Konsequenzen. Einer, der auch viel zu jung von uns gegangen ist. Vor kurzem, am 22. Januar 2010, wäre er 50 Jahre geworden, wenn er den Rock Chic überlebt hätte. Es hat mir das Herz zerrissen, als ich von seinem Tod erfuhr. Man fand ihn 1997 tot in seinem Hotelzimmer in Sydney. Er hatte sich an einem Gürtel erhängt (Ich hoffe, es war zumindest keiner mit Nieten!). Ich traue ihm zu, dass er die Finger im Spiel hatte bei meiner magischen Nieten-Order. Er macht manchmal so komische Sachen von dort oben mit mir. Einmal wollte ich meine alten Schallplatten verschenken. Es war auch eine dabei, die ich von ihm bekommen hatte, mit Widmung und Autogramm. Als ich die Scheibe auflegte, um sie noch ein letztes Mal im Original zu hören, zerbrachen plötzlich sechs nagelneue Weingläser in meinem Schrank, ohne dass sie jemand berührt hatte. Ich musste ihm versprechen, die Platte niemals aus der Hand zu geben. Sonst hätte er wohl meinen ganzen Geschirrschrank geschrottet. Ja, ich weiß das klingt spooky. Aber Rock’n' Roll ist eben nie normal. Rock’n'Roll ist immer ein Stück Unangepasstheit und Provokation! Rock’n’Roll ist Rebellion und Anarchie. Als echter Rockstar braucht man diese Wut im Bauch, die auch Michael hatte, und mit der man dem Rest der Welt in den Hintern tritt. („Kick“ hieß auch sein bestes Album).


Video: INXS live in Aspen, Colorado mit "New Sensation" (KICK)

Ich bin mir sicher, Michael H. wacht jetzt mit einigen anderen Mitgliedern des himmlischen Rock Royalty Clubs darüber, dass wir hier unten zwischen all dem Superstar-Gedöns, den Nieten-Schuhen und der Rock Chic Marketing-Hysterie genau das nie vergessen. Denn beim echten Rock’n’Roll geht es nicht um äußere Dinge. Nicht um Looks & Styles. Nicht um Nieten-Lederjacken oder einen Schuh von Jimmy Choo. Obwohl zugegebenermaßen die spitzen Choo-Hacken bei so manchem Tritt in den Arsch gute Dienste leisten würden. Trotzdem: Rock Chic ist kein Style von H&M, sondern ein state of mind. Rock Chic ist, wenn die legendäre Uschi Obermaier (Urmutter aller echten Groupies) sich ohne Skrupel gleich zwei Rockgötter (Keith und Mick) genehmigt. Die beiden hat sie übrigens ganz ohne die Hilfe von Mr. Choo erobert. Die Legende besagt, dass Mick ihr beim ersten Date sogar erst aus ihren abgefuckten und verschwitzten Cowboy-Boots helfen musste. Der Anblick hat ihn anscheinend nicht gestört. Rock Chic ist auch, wenn Keith Richards von einer Palme fällt, von einer Kokosnuss getroffen wird und kurz darauf mit Piraten-Bandana über dem Kopfverband wieder auf der Bühne abrockt. Und last but not least: „Der echte Rock’n'Roll ist vor allem auch Freiheit, politische, sexuelle und spirituelle Freiheit.“ Das sagte zumindest neulich Rock-Messias Bono von U2 bei einem legendären Rock’n'Roll Hall of Fame-Konzert im New Yorker Madison Square Garden. Ist nicht in diesem Sinn auch ein Verteidigungsminister, der auf ACDC steht, irgendwie ein bisschen Rock’n'Roll? Und der erste schwarze Präsident der USA sowieso.




Video: Enfant terrible Adam Lambert "For your entertainment"

V.
America hat aber nicht nur einen neuen Präsidenten, der echt rockt. Auch ein neuer Rock-Messias ist in Sicht. Sein Name: Adam Lambert. Sein Manko: Er ist einer der Stars (2. Sieger 2009) der letzen Staffel von American Idol (dem US-Vorbild der bescheuerten Dieter Bohlen-Show DSDS). Nein, nicht dass ich diese Shows wirklich total scheiße finde. Aber ganz ehrlich: Einen echten Rockstar hat noch keine dieser Casting-Shows geschafft. Mit Adam wird sich das ändern. Der Mann hat das, was ein Superstar 2010 + braucht: er hat diese verruchte Rock Vampire-Ausstrahlung und jede Menge Sex Appeal. Er ist – ja hier spricht sein erster deutscher Fan! – die perfekte Inkarnation all meiner Götter aus dem himmlischen Rock Royalty-Club dort oben. Adam Lambert ist wie Elvis, Jimmy, Freddie und alle Michaels in einer Person. (Sorry, Michael H.! Bitte keine Gläser schrotten. Ich mach es wieder gut. Versprochen.) Sein Hüftschwung ist jetzt schon legendär und er singt, als wäre in ihm der 1992 verstorbene, legendäre Leadsänger von Queen, Freddie Mercury, wieder lebendig geworden. Das finden übrigens auch die restlichen Band-Mitglieder von Queen. Sie wollen Adam! Als neuen Freddie! Und glaubt mir, er kann es (siehe Videos). Aber Adam will Queen nicht. Und er will auch nicht so, wie seine American Idol-Macher es wollen. Adam ist, fürchte ich, ein echter Rebell. Zweiter wurde er in der Show nur, weil er, der Favorit, kurz vor dem Finale seine Homo- oder Bi- oder Pro- (biere alles mal aus) -Sexualität, das lässt er nicht so genau raus, publik machte. Im prüden America ist so was trotz der liberalen Obama-Regierung immer noch ein No Go. Klar, dass Kirchenvertreter und Elternverbände Sturm liefen gegen ihn. Und dann hat er sich noch so einen Lapsus geleistet. Bei den MTV Music Awards im November glitt seine Performance (natürlich völlig unbeabsichtigt) etwas aus dem Ruder: Erst ließ er sich von einem männlichen Tänzer die Genitalien massieren (angezogen, wohl bemerkt), dann rutsche er (versehentlich) aus und legte sich lasziv auf den Boden. Und ließ sich zu allem Überfluss am Ende auch noch mit einem geilen Zungenkuss verwöhnen – vom Keyboarder seiner Band. Höhepunkt des Skandals: Der Keyboarder ist laut Presse nicht einmal schwul! Er hatte einfach nur Lust dazu!?! Das wäre alles kein Problem. Wenn nicht Adam’s neues Album For your Entertainment auch noch in den US-Charts gelandet wäre. Nun muss er in Talk Shows. Und die haben Angst vor ihm. Adam Lambert? In den Fernseh-Studios zwischen East & West Coast hat der momentan Live-Verbot. Am Ende küsst er noch Oprah Winfrey und Conan O’Brian vor laufender Kamera!! Oder schlimmer noch, einen Larry King oder einen David Letterman, die Kings des amerikanischen Late Night Talk. Das wäre dann, wie wenn Mark Medlock nicht Dieter Bohlen, sondern Günther Jauch küssen würde. Oder Bill Kaulitz von Tokio Hotel den immer betroffenen Reinhold Beckmann. Nein, stimmt auch nicht. Der Medlock ist schwul, aber nicht sexy. Und Bill magersüchtig, aber auch nicht so sexy (Neuer Spitzname: black angel). Mir fällt leider nicht wirklich ein supergeiler, junger deutscher Rockstar mit so einem hammermäßigen Sex Appeal ein. Na ja, vielleicht, wie..... Na, ja wie... Ach, vergesst es einfach. Bei American Idol hat der 28jährige Lambert sich übrigens nur beworben, weil er im Jahr zuvor beim Burning Man-Festival in der Wüste von Nevada (ein Treffpunkt für Verrückte, Aussteiger und echte Freaks!) mit ein paar „psychedelischen Pilzen“ experimentierte, die ihm einige „spirituelle Erkenntnisse“ bescherten. Und diese Einsicht in höhere Dinge führte ihn dann direkt zum Casting. Stellt euch die Story mal bei Thomas Godojj vor. Adam Lambert gibt es im US-TV derzeit jedenfalls (außer bei Ellen) nur als Aufzeichnung zu sehen. Und das, meine Lieben, ist wirklich Rock Chic pur!












Video: Adam zu Gast bei Talkmasterin Ellen DeGeneres. Sie hatte keine Angst vor ihm!

VI.
Aber dieses Enfant Terrible ist nicht nur mein aktueller sexiest man alive. Adam liebt blöderweise auch Nieten! Nein, keine Nieten. Spikes!!! Auf den Schultern seiner Lederjacke. Hätte ich damals versucht, solche Teile in meine Kreationen zu hämmern, wäre ich wahrscheinlich nicht nur zu spät gekommen. Ich würde auch heute nicht mehr leben. Die Zeiten sind härter geworden, das steht fest. Aber Adam hat wohl einen echten Trend gesetzt. Immerhin lästert die US-Modepresse seit einigen Wochen darüber, dass Stars wie Rihanna plötzlich auf „Couture Military“ stehen. (Ich glaube ja, dass Rihanna heimlich in Adam verknallt ist. Und dass sie deshalb neuerdings nur noch mit Stacheln rumläuft.)


VII.
Gegen diesen Look waren die H&M Jimmy Choos eigentlich relativ harmlos. Wenn Rihanna sich solche Spikes antut, dann kann es ja wohl nicht so schlimm sein, ein paar Gehversuche mit so harmlosen Nieten-Sandalen zu machen, um Adam zu gefallen. Und siehe da, ich schaffte es. Zumindest den Gang entlang in meiner Wohnung. Einmal drehen vor dem Spiegel. Und die zwei Meter wieder zurück. Ja, ich könnte tatsächlich eine Frau sein, die solche Schuhe trägt. Oder zumindest eine Illusion davon. Aber habe ich nicht selbst schon viel mehr echten Rock Chic erlebt, als all die kreischenden, Schuh-verrückten Girlies auf der ganzen Welt zusammen in ihrem ganzen Leben je bei H&M sehen werden? Und ganz ehrlich: Da wo Rock'n’Roll am meisten Spaß macht, sind solche Schuhe bestimmt nicht einsatzfähig: nämlich auf Open-Airs und anderen heißen Festivals. Also, brauche ich diese Illusion von so einer Frau wirklich noch, Frau Karnick? Die Antwort wurde mir Gott sei dank abgenommen. Und zwar von meinem Lieblings-Schuhverkäufer. In einem kleinen Schuhgeschäft in meiner kleinen bayerischen Heimatstadt, gleich um die Ecke von H&M. Jimmy Choos verkauft der natürlich nicht. Dafür hat er aber ein paar ganz tolle, und vor allem tragbare italienische Designer-Marken. Kein Craze, aber auch trendy. Und was sahen meine Argus-Augen dort: Ja, ein paar schwarze Römersandalen mit ziemlich hohem Absatz. Vororder aus der Sommer-Kollektion. Nicht ganz so mega-sexy wie die von Mr. Choo. Aber dafür kann man damit auch gerade laufen. Mit etwas gutem Willen sind die möglicherweise sogar Open-Air-tauglich - breiter Absatz! Und sie haben Nieten! Also würde auch Adam sie mögen. Denn das wäre tatsächlich im Moment das wichtigste Kriterium. Nicht, dass ich unbedingt jeden Trend mitmachen muss. Zum Beispiel den Cougar (Puma)-Trend (ältere Frau, junger Mann – Vorbild Madonna). Aber man kann ja mal so tun, also ob man tatsächlich so eine Puma-Frau sein könnte. Oder, Frau Karnick? Ich werde mir im Frühling diese Schuhe kaufen. Und sie beim ersten Adam-Konzert in Germany mit Stolz und voller Hoffnung tragen. (Sorry again, Michael. Nein halt, nicht diese Gläser!!!)


VIII.
Also, die Jimmy Choos sind dann letztendlich bei Ebay gelandet. Ab 40 möchte man ganz gerne ohne männliche Gehhilfe (im Englischen auch WALKER genannt) laufen können. Mit Nieten, Rock Chic & Co. habe ich mich aber jetzt dank Adam doch wieder arrangiert. Yes! It’s still Rock’n Roll 2 me. Und von Michael H. soll ich allen sagen, er wird sich in Zukunft persönlich von dort oben darum kümmern, dass ich in diesem Blog immer den echten Rock’n' Roll in Ehren halten werde. Es wird also bei SSR&R niemals nur um Lifestyle-Themen gehen, sondern immer auch um die Dinge des Lebens, die unsere Herzen tief im Inneren bewegen. Und damit will ich für heute mit einem echten Herzenstipp schließen. Nämlich mit einem Link zu einem You Tube-Video, indem ein schwuler HIV-infizierter Sänger und eine dicke Frau (mehr über "dicke Mädchen" demnächst) die Hauptrollen spielen. Menschen, die in der schönen neuen, H&M gestylten, durchge-dieter-ten Rock Chic - Popwelt eigentlich nichts zu suchen haben. Es ist, da bin ich mit dem himmlischen Rock Royalty-Club einer Meinung, einer bewegendsten Rock Chic-Momente der Musikgeschichte überhaupt: How can I go on, das Duett von Freddie Mercury und Operndiva Monserrat Cabballé.

Eure missangie




rock chic business


Das legendäre ROLLING STONE Magazin plant eine eigene Restaurant- und Nightclub-Kette nach dem Vorbild der Hard Rock Cafés. Es scheint, die Edelfedern des Rock’n Roll brauchen dringend Geld. So wie ihre langjährige Mitarbeiterin, Photography-Ikone Annie Leibowitz, die kürzlich ihr gesamtes Lebenswerk verpfänden musste. Die zukünftigen Betreiber der ROLLING STONE-Clubs betonen allerdings, dass es sich um
„high end locations“ handeln wird und nicht um banale Touristenattraktionen. Wir sind gespannt! Die erste Filiale wird voraussichtlich im Sommer 2010 in LA eröffnet.

psycho-delic

1. US-Wissenschaftler fanden heraus, dass wir Frauen uns eher an unsere alten Schuhe erinnern, als an den ersten Kuss! In einer Umfrage unter 1000 Frauen sagten 92 % der Befragten, dass sie sich an das erste Paar selbst gekaufte Schuhe noch sehr gut erinnern können. Aber weniger als 2/3 der befragten Frauen wussten noch den Namen des Mannes, von dem sie den ersten Kuss erhielten. Und es kommt noch schlimmer: 96 % der Frauen fühlen sich schlecht, wenn sie ein altes Paar Schuhe wegwerfen. Aber nur 15% haben Probleme damit, einen Mann zu verlassen.

Quelle: NYmag.com / 15.12.09




2. Ein Psychologe und „Fuß-Wissenschaftler“ aus Manchester hat herausgefunden, dass die Fußstellung einer Frau in Anwesenheit eines Mannes deutlich darauf hinweist, wie „heiß“ sie ihn findet. Wenn Frauen ihre Beine öffnen und die Füße nach außen stellen, finden sie ihr gegenüber ziemlich attraktiv. Bei überkreuzten oder anderweitig versteckten oder verdrehten Beinen heißt es eher: „Verpiss dich, Alter“. US-Modejournalisten weisen aber in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Grund für merkwürdige Beinstellungen im Moment nicht unbedingt ein Zeichen für Zu- oder Abneigung sein muss. Es kann auch einfach daran liegen, dass Frau ihre Beine verdreht, weil die schicken, neuen 15cm-Hufe so unbequem sind.

Quelle: NYmag.com 04.12.09